"Alimentazion"
ladinisches Wort für Ernährung - "alimenta": lateinisches Wort für Lebensmittel

Ein Überdenken der Proteinaufnahme ist notwendig (29.06.2018)

In Zeiten wie diesen, in denen wir tagtäglich mit Diskussionen über die Nachhaltigkeit der Lebensmittelproduktion und der globalen Ernährungsmuster konfrontiert werden, ist uns mittlerweile bewusst, dass die Umwelt samt Tier- und Pflanzenwelt stark in Mitleidenschaft gezogen wird und diese Zustände nicht mehr lange tragbar sind.

Anstatt immer wieder bestimmte Lebensmittelgruppen und deren ökologischen Fußabdruck für die derzeitige Situation verantwortlich zu machen, ist ein Umdenken notwendig und es müssen Alternativen gefunden werden. Vor allem die derzeitige weltweite Proteinversorgung muss überdacht werden. In vielen Teilen der Welt herrscht ein Überangebot an Proteinen, andererseits gibt es viele Teile der Welt, in denen der Zugang zu Proteinen unzureichend oder durch Armut eingeschränkt ist.

Es wird ein Protein benötigt, das für die gesamte Bevölkerung erschwinglich und leicht zugänglich ist, dessen ökologischer Fußabdruck gering ist, das jederzeit verfügbar, gesundheitlich unbedenklich und von hoher Qualität ist. Natürlich muss es auch schmecken. Insekten sind eine mögliche Lösung. Nur zu wissen, dass sie in vielen Teilen der Welt, vor allem in Asien, bereits ein wichtiger Bestandteil der Ernährung sind, reicht definitiv nicht aus. Durch die Globalisierung haben wir nicht mehr wie früher ein einheitliches Ernährungsmuster, sondern unsere Ernährung verändert sich ständig und passt sich den verschiedenen Trends und den Entwicklungen der Lebensmittelindustrie an. In Europa isst man Sushi, in Amerika Pizza, in Asien Burger und Coca Cola. Dies sind nur einige Beispiele.

Insekten kannten die meisten Menschen in den westlichen Ländern bisher nur von Straßenmärkten im Urlaub in Asien und der eine oder andere hat auch schon mal probiert. Ansonsten waren sie auf dem Speiseplan der Europäer bisher die Ausnahme. Mit dem Inkrafttreten der neuen Novel Food Verordnung Anfang 2018 und der Änderung einiger lebensmittelrechtlicher Vorschriften werden Insekten zunehmend auch auf dem europäischen Markt zugelassen und verfügbar.

Ich hatte die Ehre, Rezepte für das Startup Livin Farms zu entwickeln. Mit „The Hive“, einer Mehlwurmfarm, kann man zu Hause selbst zum Insektenzüchter werden. Dieses Konzept wird nun für den industriellen Einsatz weiterentwickelt. Ich bin jedenfalls begeistert vom Geschmack und offen für weitere Produkte dieser Art, die auf uns zukommen werden. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht gibt es in diesem Bereich noch viel zu entdecken.